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Kämmerer/-in

Die Schatzmeister des 21. Jahrhunderts

Ein neues Freibad bauen oder das Rathaus sanieren? Wer entscheidet eigentlich, für welche solcher Großprojekte finanzielle Mittel von der Stadt bereitgestellt werden und was letztendlich umgesetzt wird? In Greven fällt diese Entscheidung unter anderem der Stadtkämmerer Matthias Bücker.

Matthias Bücker steigt vom Rad, streicht sich den Anzug glatt und betritt das Rathaus. Auf dem Weg ins Büro begrüßt er freundlich einen seiner wenigen Vorgesetzten, den Bürgermeister. Danach verschafft er sich erst einmal einen Überblick, checkt seine E-Mails, holt die Post, und spricht mit seinen Kollegen. Welche aktuellen Aufgaben stehen an? Was hat die höchste Priorität? Matthias muss priorisieren, er ist der Kämmerer der Stadt Greven und damit verantwortlich für alle finanziellen Belange der Stadt.

„Finanzen ist ein klassisches Querschnittsthema, mit einem sehr breiten Spektrum“, erklärt Matthias. „Ich kümmere mich hier um viele Dinge, von der Haushaltsaufstellung, der Bewirtschaftung, dem Jahresabschluss bis hin zu dem großen Bereich Zins- und Schuldenmanagement. Da wird es nie langweilig.“ Neben diesen Themen, die die Stadt selbst verwaltet, gibt es auch finanzspezifische Aufgaben in Fachbereichen, die ausgegliedert sind. Dazu zählen unter anderem die Stadtwerke oder die Bau- und Entsorgungsbetriebe. Die finanziellen Belange dieser Bereiche steuert Matthias dennoch mit.

Damit die Abteilungen nicht mehr Geld ausgeben als die Stadt zur Verfügung hat, erstellt Matthias für jedes Jahr einen Haushaltsplan. Dafür geben alle Abteilungen bei ihm eine Haushaltsanmeldung ab. In dieser geben sie an, welche finanziellen Mittel sie für das Jahr benötigen, um ihre Aufgaben zu erledigen. Die Anmeldungen werden von Matthias in einem Gesamthaushaltsentwurf zusammengetragen. Anschließend geht es intern in die Beratung, in der die Schwerpunkte gesetzt werden und der finale Haushaltsplan beschlossen wird. Dieser Plan stellt den finanziellen Rahmen dar, mit dem die Abteilungen arbeiten können. „Der Haushaltsplan ist letztendlich ein großer Kompromissvorschlag, denn man wird natürlich nie einfach allen Abteilungen so viel geben können, wie sie brauchen, um alles zu realisieren“, erklärt Matthias. „Manchmal muss man die Abteilungen auch etwas ausbremsen und erklären, dass unsere wirtschaftliche Situation eine bestimmte Investition nicht ermöglicht.“ In solchen Situationen sachlich und konstruktiv zu vermitteln, findet Matthias an seinem Beruf ebenso spannend wie die Zusammenarbeit mit der Politik.

Mit Vertretern der Politik steht Matthias in sehr engem Austausch. Er ist Teil des obersten Verwaltungsgremiums und in alle Entscheidungsprozesse mit eingebunden. Dabei berät, erklärt und präsentiert er den Politikern unter anderem große Bauprojekte und ermittelt deren Wirtschaftlichkeit. Stellt er fest, dass die Umsetzung eines Projektes unwirtschaftlich ist und zu hohe Kosten verursachen würde, muss er dies bei der Entscheidungsfindung offen ansprechen und sich gegen die Realisierung aussprechen. Bereits gefällte Entscheidungen der Politik muss er auch infrage stellen und anfechten. Das ist für ihn sehr wichtig, denn er sieht sich auch den Einwohnern von Greven gegenüber verpflichtet, das Geld der Stadt gut zu investieren.

Dass Matthias in seinem jungen Alter schon Kämmerer ist, ist etwas Besonderes. Er bringt viel Erfahrung im Bereich Finanzen mit und hat auch vor seinem Aufstieg viele Jahre unter seinem Vorgänger gearbeitet. Mit seinem Arbeitseifer und seinem Master in BWL hat er sich für die Nachfolge empfohlen. Als dann die Stelle frei wurde, hat der Bürgermeister ihn zum Kämmerer berufen. Jetzt ist Matthias in einer Position, in der er mit seinen Entscheidungen seine Kommune aktiv mitgestalten kann, was ihm an seiner Arbeit am meisten gefällt. Die hohe Position, die er innehat, macht ihn sichtlich stolz. Trotzdem bleibt er bescheiden und ist sich der Verantwortung, die er trägt, bewusst: „Als Kämmerer bin ich Teil des Verwaltungsvorstandes und damit im obersten Entscheidungsgremium. Wenn ich noch weiter aufsteigen wöllte, bliebe nur der Wechsel in eine größere Kommune, aber soweit denke ich noch nicht. Für mich ist das Amt hier in meiner Heimatkommune schon eine spannende Herausforderung, in der ich erstmal auch weiter Erfahrung sammeln will“, sagt er mit einem Lächeln.

Das vollbringt Ihr:

Als Kämmerer bzw. Kämmerin verwaltet Ihr die Finanzen Eurer Stadt oder Gemeinde. In fünf Bundesländern ist die Berufsbezeichnung „Kämmerer/in“ und das Aufgabengebiet genau definiert. In den anderen Bundesländern erledigt die Leiterin oder der Leiter der Finanzverwaltung die Aufgaben eines/r Kämmerers/in. Zu diesen Aufgaben zählt die Aufstellung des jährlichen Haushaltsplans, der die Einnahmen und Ausgaben der Kommune gegenüberstellt. Weiterhin gehört das Zins- und Schuldenmanagement mit der Abwicklung von Darlehen und Liquiditätskrediten zu euren Aufgaben und die Erhebung von Steuerabgaben für die Bürgerinnen und Bürger.

Was Ihr mitbringen müsst:

Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung. Ihr arbeitet mit dem Steuergeld der Bürger, das gut angelegt werden will und müsst im Bereich Finanzen absolute Profis sein. Ein Studium und Berufserfahrung in dieser Richtung sind deshalb Grundvoraussetzungen. Neben den fachlichen Fähigkeiten, solltet Ihr auch wissbegierig sein und Euch schnell in neue Themen und Projekte einarbeiten können. Ihr habt mit vielen Abteilungen zu tun, denen Ihr Budgets zur Verfügung stellt. Ihr solltet deshalb selbstbewusst argumentieren können, warum Ihr welche Budgetierung vorgenommen habt und die komplexen Rahmenbedingungen des Haushaltsplans verständlich erklären. Dafür ist ein ruhiger und sachlicher Charakter sehr von Vorteil. Auch solltet Ihr Verantwortung übernehmen wollen und entscheidungsfreudig sein.

Hier werdet Ihr ausgebildet:

Es gibt keine Berufsausbildung und kein Studium zum Kämmerer/zur Kämmerin. Um zum Kämmerer/zur Kämmerin aufzusteigen, braucht Ihr einen möglichst hohen Studienabschluss im Bereich BWL und Finanzen und langjährige Berufserfahrung auf diesem Gebiet. Der Aufstieg zum Kämmerer/zur Kämmerin kann auf zwei Arten erfolgen: In kleineren Kommunen wird der Kämmerer in der Regel vom Bürgermeister persönlich bestellt. Oft ist es ein Angestellter aus der Finanzabteilung, der sich durch seine fachlichen Fähigkeiten für die Stelle qualifiziert hat. In größeren Städten wird der Kämmerer oder die Kämmerin vom Rat gewählt. Auch hier qualifiziert sich ein/e Kandidat/in vor allem durch seine/ihre fachlichen Fähigkeiten. Ob und welcher Partei er/ sie angehört, spielt eine untergeordnete Rolle. So könntet ihr auch als SPD-Mitglied Kämmerer/in in einer CDU-Regierung werden. Was zählt ist euer Knowhow.

Das verdient Ihr:

Wieviel Ihr als Kämmerer/in verdient, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die entscheidenden Faktoren sind das Bundesland, in dem Ihr arbeitet und die Größe eurer Kommune. Da Ihr als Kämmerer/in verbeamtet seid, werdet Ihr entsprechend der Beamtenbesoldungstabelle bezahlt. Diese reicht von 6.350 Euro bis 13.244 Euro brutto.