Seit sechs Monaten bin ich nun schon Anwärterin zur Feuerwehrfrau für die mittlere Laufbahn. Vor allem die Kameradschaft und die Selbstverständlichkeit, auch in brenzligen Situationen füreinander einzustehen, faszinieren mich jeden Tag aufs Neue.
Dass die Feuerwehr eine Männerdomäne ist, war mir von vornherein bewusst und stört mich nicht. Ich bin zwar das einzige Mädchen in meinem Jahrgang, aber außer den getrennten Umkleidekabinen gibt es keine Unterschiede.
Man muss halt zurechtkommen und darf nicht zimperlich sein. Als Team ergänzen wir einander und unterstützen uns. Wir sind rund um die Uhr zusammen, essen gemeinsam und tauschen uns aus. Im Einsatz müssen wir 100 Prozent geben.
Man kann nicht über das nachdenken, was man gerade sieht, das passiert meistens Stunden später. Daher sind auch professionelle Seelsorger vor Ort, die uns zur Seite stehen.

Ann-Katrin-FaeserDer Wunsch Feuerwehrfrau zu werden, kam durch den Eintritt in die freiwillige Feuerwehr. Ein Freund begeisterte mich dafür. Davor hatte ich nichts mit der Feuerwehr zu tun, aber durch die gewonnenen Einblicke in die Abläufe wuchs meine Begeisterung.

Besonders das Gefühl etwas Gutes zu tun, Menschen in Notsituationen zu helfen und sich für seine Mitmenschen zu engagieren, erfüllt mich. Es ist schon ein irres Gefühl, wenn der Piepser angeht und der Puls in die Höhe schnellt.
Fitness und Sport spielen in der Anwärterausbildung eine große Rolle. Es ist enorm wichtig, geistig und körperlich fit und belastbar zu sein. Das erste Mal habe ich den Sporttest nicht geschafft. Aber ich wurde immer ehrgeiziger und nahm mein Training noch ernster.

Mittlerweile trainiere ich jeden zweiten Tag. In der Ausbildung haben wir volles Programm: Montags 10 Kilometer Laufen, mittwochs Schwimmtraining und donnerstags Leichtathletik.
Auch sonst ist unser Tagesablauf sehr vielseitig. Ab 7.30 Uhr beginnt der Tagesdienst, natürlich uniformiert. Theorie- und Praxisunterricht finden auf der Wache statt.
Wir üben an den Fahrzeugen, pflegen und warten sie oder führen Erste-Hilfe-Maßnahmen für die Notfallrettung durch. Für mich ist der Beruf die ideale Kombination zwischen technischen und medizinischen Aufgaben. Somit wird es nie langweilig, mein Arbeitstag gestaltet sich immer anders.

Durch die Zeit bei der freiwilligen Feuerwehr konnte ich Erfahrungen in Sachen Löscheinsatz, Brandschutz und Unwetterbeseitigung sammeln. Auch bei Rettungseinsätzen war ich tätig. Es gibt aber nicht nur Feuer zu löschen, wir werden auch oft zu Verkehrsunfällen oder eingeklemmten Personen gerufen.

Der Beruf Feuerwehrfrau bereitet mir wahnsinnig viel Spaß und ist zugleich eine spannende Aufgabe für mich. Es ist oftmals hart und eine große Herausforderung, als erste an der Unfallstelle einzutreffen und die Erst-Versorgung durchzuführen. Aber darin liegt für mich der Reiz.
Ich bin gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und orientiere mich beruflich neu.
Ich arbeite sehr gern mit Menschen zusammen und das Interessante und Neue für mich ist, dass in meinem früheren Beruf die Diagnosen der Patienten bekannt waren. Jetzt ist es genau andersherum.
Ich muss die Menschen erst finden oder befreien und ihre Verletzungen vor Ort feststellen, um sie anschließend ins Krankenhaus zu bringen.
An Abwechslung mangelt es bestimmt nicht, aber man muss schon eine gewisse Portion Nervenstärke mitbringen.

Ann-Katrin Faeser, 26 Jahre
Anwärterin zur mittleren Laufbahn
Feuerwehrwache Duisburg