Hallo,

 

ich habe gerade ausgelernt und möchte Euch heute meinen Beruf Justizfachangestellte vorstellen. Eigentlich bin ich ganz zufällig zu diesem Job gekommen, vorher hatte ich bereits eine branchenfremde Ausbildung abgeschlossen.

 

Ein Freund der Familie arbeitete beim Oberlandesgericht und schwärmte, wie toll es in der Justiz und im öffentlichen Dienst sei. Durch seine Erzählungen war mein Interesse geweckt. Also bewarb ich mich und wurde prompt genommen. Ich muss Euch sagen, ich bereue nichts. Durch die Ausbildung habe ich neben dem Durchblick im Paragraphen-Dschungel auch viel für mich persönlich gelernt.

 

2011 habe ich die Ausbildung begonnen und konnte sie im Februar dieses Jahres aufgrund meiner guten Noten vorzeitig nach 2,5 Jahren beenden (der Gesamtschnitt muss bei den Schulnoten als auch bei den betrieblichen Leistungen  unter 2,5 liegen).  In der Regel dauert die Ausbildung je nach Bundesland zwischen 2,5 und 3 Jahren. Die Ausbildung ist eine vorwiegend theoretische Ausbildung, da man sowohl in der Schule wie auch (größtenteils) im Büro Unterricht hat. Das Praktische kann man sich jedoch bei der Aktenbearbeitung oder bei den Einsätzen auf der Serviceeinheit aneignen. Wichtig ist auch, dass die Ausbildungen in der Justiz von Land zu Land verschieden sind. Entweder man erlernt den Beruf Justizfachangestellte/r oder absolviert eine Beamtenlaufbahn im mittleren Dienst. Beide Berufsgruppen haben ähnliche Aufgaben.

 

Gute Deutschkenntnisse, also der sichere Umgang mit Rechtschreibung und Satzzeichen (… bei jedem kann sich mal der eine oder andere Fehler einschleichen) sowie Mathekenntnisse sind wichtige Voraussetzungen. Es ist nicht so, dass man den Satz des Pythagoras beherrschen muss. Aber die Grundlagen, also Prozentrechnung und Co. sollte man schon drauf haben. Ich persönlich finde auch die Beurteilung der Kopfnoten sehr wichtig. Darauf wird bei uns verschärft geachtet. Täglich haben wir in unserem Beruf bei Gericht mit „Publikum“ zu tun und somit ist es vorteilhaft, wenn man im Sozialverhalten gut dasteht. Nicht jeder Tag verläuft gleich. Manchmal gibt es Dringlichkeiten, die sofort erledigt werden müssen. Dafür benötigt man Flexibilität und eine gute Organisation.

 

Allgemein betrachtet managt ein/e Justizfachangestellte/r bei Gericht den Posteingang, wickelt den gesamten Schriftverkehr ab, bearbeitet fällige Fristen sowie die Akten. Man bearbeitet ein Verfahren vom Antragseingang bis zur Beendigung des Verfahrens. Man ist das Bindeglied zwischen der Öffentlichkeit und dem Gericht. Es ist jederzeit möglich, dass ein rechtsuchender Bürger uns aufsucht und Rat braucht. Diesem helfen wir natürlich gern weiter. Des Weiteren fordere ich die Gerichtskosten an, gewähre Akteneinsicht und bin für die Rechtskrafterteilung und Erteilung vollstreckbarer Entscheidungen zuständig. Die Protokollführung und die Aktenverwaltung gehören ebenfalls zu den Aufgaben.

 

Wir arbeiten alle Hand in Hand. Ich arbeite dem/der Richter/in oder Rechtspfleger/in zu und umgekehrt ist es genauso. In den Serviceeinheiten (ähnlich wie ein Empfang) sitzen wir meist zu zweit. Man benötigt ein ausgeprägtes Feingefühl, da die Bürger mit ihren Schicksalsschlägen zu uns kommen  und sich mitunter von ihren Emotionen leiten lassen.

 

Man durchläuft in der Ausbildung sämtliche Sachgebiete und hat somit eine gute Übersicht mit vielen Eindrücken. Auch wenn die Ausbildung oft sehr trocken ist, gibt es immer wieder einiges zu lachen. Manche Fälle lassen aufgrund von Kuriositäten schmunzeln, andere machen nachdenklich. Es wird aber nie langweilig, denn auch Spaß kommt dank kompetenten Ausbildern und netten Kollegen nicht zu kurz.

 

OLYMPUS DIGITAL CAMERANach der Ausbildung zur/zum Justizfachangestellten könnt Ihr Euch karrieretechnisch höher qualifizieren. Zum einen gibt es die Option eine Gerichtsvollzieher-Laufbahn einzuschlagen. Oder ihr entscheidet Euch für die  Beamtenlaufbahn im mittleren oder gehobenen Dienst.

 

Im Großen und Ganzen ist es ein wirklich spannender und abwechslungsreicher Beruf, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht anders scheint. Ich persönlich freue mich jetzt erst einmal über meinen Abschluss und hoffe, dass ich Euer Interesse geweckt habe.

 

Eure Carola

 

Carola Reukauf, 24 Jahre, Nidderau

Justizfachangestellte