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Die Ausländerbehörde ist in den vergangenen Jahren immer häufiger in den Medien präsent gewesen. Langweilig wird es hier, auch im Hinblick auf die steigenden Flüchtlingszahlen, garantiert nie. Seyhan Dursun ist Stadtsekretär in der Ausländerbehörde Bonn und genießt die vielseitigen Aufgaben, die ihm täglich begegnen.
Der Tag beginnt früh für Seyhan Dursun. Schon ab halb acht ist er in seinem Büro und setzt sich mit seinen Kollegen zusammen. Gemeinsam werten sie den Vortag aus und besprechen, was am heutigen Tage für das Team ansteht. Dann werden noch kurz die E-Mails gecheckt und wichtige Anfragen beantwortet, bevor die große Beratungsrunde beginnt.
Seyhan arbeitet seit etwas mehr als einem Jahr in der Ausländerbehörde Bonn als Stadtsekretär. Er wurde vom Sport- und Bäderamt hierher versetzt, da bedingt durch die Flüchtlingskrise hier mehr Arbeit anfällt. Er ist Teil der sogenannten „offenen Gruppe“ oder auch „Notfallgruppe“. Diese ist zuständig für ausländische Nicht-EU-Bürger, die bei dringenden Anliegen Hilfe brauchen. Seyhan und seine Kollegen sind damit eine erste Anlaufstelle für alle, die bereits ein Visum für den Aufenthalt in Deutschland bekommen haben. Von Seyhan bekommen sie dann eine ausführliche Rundumberatung: Welche Wege sind jetzt zu gehen? Welche Dokumente werden dafür gebraucht? Diese und weitere Fragen kann der junge Mann kompetent beantworten. Dabei hat er mit Flüchtlingen zu tun, aber auch mit Studenten oder Fachkräften, die hier in Deutschland studieren oder arbeiten wollen. Besonders faszinierend sind für Seyhan der Kontakt zu den verschiedenen Menschen unterschiedlicher Kulturen und deren individuelle Geschichten. Täglich hält er neue Pässe in der Hand. „Mit jedem Pass berührt man ein Stück der Welt. Und ich habe jetzt schon fast jeden Pass der Welt in der Hand gehabt – das ist super interessant“, sagt er.
Eine große Herausforderung bei seiner Arbeit ist die Sprachbarriere. Viele der Menschen, die sich an ihn wenden, sprechen kein oder nur sehr wenig deutsch und auch ihre Englischkenntnisse sind manchmal sehr gering. Da ist es ein Segen, dass Seyhan zweisprachig aufgewachsen ist und neben deutsch auch fließend türkisch spricht. Vor allem Flüchtlinge aus Syrien mussten oft mindestens ein Jahr in der Türkei warten, bis sie nach Deutschland kommen konnten. In der Türkei konnten sie sich einige Sprachkenntnisse aneignen, das hilft. „Aber zur Not kommunizieren wir auch mit Händen und Füßen, das klappt dann immer“, sagt Seyhan. Sein eigener Migrationshintergrund hilft ihm aber auch, die fremden Kulturen besser zu verstehen. Die Menschen, die bei ihm Rat suchen, fühlen sich gleich gut aufgehoben und ernst genommen.
Der frischgebackene Beamte auf Lebenszeit überzeugt immer wieder durch Flexibilität und Motivation für seinen Beruf. Um die Sachbearbeiter seiner Behörde zu entlasten, müssen sich Seyhan und seine Kollegen von der offenen Gruppe Lösungen für viele neuartige bürokratische Schwierigkeiten ausdenken. „Jeder Tag ist unterschiedlich, denn jeder Mensch wendet sich mit neuen Problemen an uns. Da muss man auch neue Lösungsvorschläge im Rahmen des Rechts und Gesetzes finden. Das kann eine Herausforderung sein“, erklärt er. „Man muss auch ein bisschen flexibel sein.“
Seyhans Kollegen haben teilweise ganz andere Aufgabengebiete als er in der Ausländerbehörde. Neben der Notfallgruppe gibt es unter anderem die Sachbearbeiter und die Visagruppe, die dafür zuständig ist, ein Visum in einen Aufenthaltstitel umzuwandeln. Eine Asylgruppe betreut zudem Flüchtlinge bei der Antragstellung auf Asyl und ist zuständig für Abschiebungen, sollten die Voraussetzungen für Asyl nicht gegeben sein. Für diejenigen, die schon länger hier in Deutschland leben, gibt es noch die Einbürgerungsabteilung, welche die Voraussetzungen für eine Einbürgerung prüft und das weitere Verfahren begleitet. Einmal im Monat findet in Bonn eine feierliche Einbürgerungsveranstaltung statt, bei der alle neuen deutschen Staatsbürger feierlich vom Oberbürgermeister willkommen geheißen werden.
Allein die Arbeit in dieser einen Behörde in Bonn ist also sehr breit gefächert. Doch das ist noch gar nichts: Die Ausbildung die Seyhan für seine Arbeit im mittleren nichttechnischen Dienst durchlaufen hat, bereitet ihn auf die Arbeit in allen Behörden der städtischen Verwaltung vor. Während seiner zweijährigen dualen Ausbildung war er bereits im Jobcenter, dem Ordnungsamt, der Bezirksverwaltungsstelle sowie der öffentlichen Vergabestelle tätig. Die Praxis ist während der Ausbildung eng verzahnt mit der Theorie, jede Woche gibt es einen Tag Berufsschule und alle vier Wochen Blockunterricht. „Ich wollte nach dem Abitur etwas ganz Besonderes machen“, sagt Seyhan. Dieser Wunsch hat sich für ihn erfüllt. Und obwohl er sich vorstellen kann, bis an sein Lebensende bei der Ausländerbehörde zu bleiben, wird er nächstes Jahr erst einmal einen anderen Schritt angehen: In einem internen Studium macht er die Weiterbildung zum gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst und wird danach Stadtinspektor sein.
Als Beamtinnen und Beamte im mittleren Dienst der Allgemeinen Verwaltung bei Bund, Ländern und Gemeinden seid Ihr maßgeblich daran beteiligt, dass behördliche Verwaltungsaufgaben effektiv, qualitäts- und kostenbewusst sowie bürgerfreundlich erledigt werden. Ob Bau- oder Forstverwaltung, Einwohnermelde- oder Gesundheitsamt, Jobcenter oder Kfz-Zulassungsstelle – Ihr seid in Behörden unterschiedlichster Verwaltungsbereiche eingesetzt und bearbeitet eigenständig oder in Zusammenarbeit mit den Beamtinnen und Beamten des gehobenen Dienstes sämtliche Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. In den Dienststellen mit Publikumsverkehr steht Ihr den Bürgerinnen und Bürgern mit Rat und Tat zur Seite. Auch im „Back-Office“ der Verwaltungen sorgt Ihr dafür, dass der öffentliche Dienst funktioniert: Im Haushaltwesen überwacht Ihr, ob sich Behörden und Einrichtungen an die vorgegebenen Budgets halten. In der Kostenstelle und im Kassenwesen ermittelt Ihr Gebühren und erstellt Gebührenbescheide, führt Buchungen und Überweisungen durch. Im Rahmen der Personalverwaltung bearbeitet Ihr Personalakten, berechnet Dienst- und Versorgungsbezüge, Löhne und Gehälter sowie Vergütungen bei Krankheit oder Urlaub, führt Krankheits- und Urlaubslisten und rechnet Reisekosten ab. In der Materialbeschaffung und -verwaltung prüft Ihr Anträge kommunaler oder staatlicher Einrichtungen etwa in Sachen Mobiliar und führt Bestellungen aus.
Um zur Laufbahnausbildung für den mittleren nichttechnischen Dienst zugelassen zu werden, benötigt Ihr einen mittleren Bildungsabschluss. Mitbringen solltet Ihr zudem Spaß am systematischen Arbeiten, Teamfähigkeit und ein gutes Kommunikationsvermögen sowie ein gewisses Interesse an rechtlichen Grundlagen. Ihr solltet zudem Spaß am Umgang mit Menschen haben.
Gut zu wissen: Aufgrund neuer beamtenrechtlicher Grundlagen haben zahlreiche Länder die klassischen, ursprünglich vier Laufbahngruppen (einfacher, mittlerer, gehobener und höherer Dienst) reformiert: In Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein gibt es jetzt nur noch zwei Laufbahngruppen, in die man je nach Schulabschluss bzw. Vorbildung einsteigen kann. Die Laufbahnen des einfachen und mittleren Dienstes wurden in der Laufbahngruppe 1, die Laufbahnen des gehobenen und höheren Dienstes in der Laufbahngruppe 2 zusammengefasst. In Bayern und Rheinland-Pfalz gibt es nur noch eine durchgehende Leistungslaufbahn, bei der der Einstieg je nach Schulabschluss bzw. Vorbildung in vier unterschiedlichen Qualifikationsebenen möglich ist. In Baden-Württemberg gibt es weiterhin den mittleren, gehobenen und höheren Dienst.
Die Laufbahnausbildung zur/zum Beamtin/Beamten im mittleren nichttechnischen Dienst erfolgt im Rahmen einer zweijährigen dualen Ausbildung in Eurer jeweiligen Dienststelle und an einer öffentlichen Verwaltungsschule. Abgeschlossen wird sie mit der Laufbahnprüfung. Je nach Euren Präferenzen könnt Ihr Euch im Lauf Eures Berufslebens weiterbilden und bei entsprechender Qualifikation und Eignung auch in den gehobenen Dienst aufsteigen.
Die Laufbahnausbildung zur/zum Beamtin/Beamten im mittleren nichttechnischen Dienst erfolgt im Rahmen einer dualen Ausbildung, die zwei Jahre dauert. Ihr lernt sowohl praktisch in der Verwaltung als auch die Theorie an einer öffentlichen Verwaltungsschule.
Das Einkommen von Beamtinnen und Beamten regelt das Bundesbesoldungsgesetz beziehungsweise die Landesbesoldungsgesetze. Während der Ausbildung erhaltet Ihr je nach Arbeitgeber (Bund, Land oder Kommune) ca. 860 bis ca. 1.030 Euro brutto im Monat.