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Justizvollzugsbeamtin/-beamter

Die Kollegen als Lebensversicherung

Strafanstalt, „Knast“, „Bau“, Gefängnis  ̶  Wie ist es, an einem Ort zu arbeiten, an dem man tagein, tagaus von Betrügern, Dieben, Vergewaltigern, Pädophilen und Mördern umgeben ist? Für Anna, die seit fünf Jahren an einer Strafvollzugsanstalt arbeitet, sind ihr persönlicher Gerechtigkeitssinn und der feste Zusammenhalt unter den Kolleginnen und Kollegen entscheidend.

Die Strafanstalt, in der Anna arbeitet, ist erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen. Mitten in der Stadt, umgeben von „normalen“ Gebäuden, erkennt man das Gefängnis erst an dem Zaun auf den hohen Mauern. Als Besucher muss man Personalausweis und Handy abgeben, bevor man die Anstalt betreten darf. Doch auch dann kommt man nicht sonderlich weit – keine Tür lässt sich ohne entsprechenden Schlüssel öffnen. „Nachdem ich hier angefangen habe zu arbeiten, wollte ich aus Gewohnheit auch Zuhause alle Türen die ganze Zeit auf- und zuschließen“, erklärt uns Anna lachend, während sie uns in den Besucherraum führt.

Die Anstalt selbst ist vergleichsweise klein, nur etwa 70 Häftlinge sind hier untergebracht. Anna ist als eine von fünf Frauen in diesem Männergefängnis tätig. „Frauen wirken auf die Häftlinge irgendwie beruhigend“, erklärt uns Annas Kollegin. „Klar muss man ab und zu mal dumme Sprüche über sich ergehen lassen, aber da muss man drüber stehen und nicht aus der Situation heraus reagieren, sondern eher das Gespräch unter vier Augen mit dem jeweiligen Häftling suchen.“ Außerdem dürfen Frauen und Kinder, die zu Besuch kommen, nur von weiblichen Bediensteten durchsucht werden.

Annas Tag beginnt mit der Dienstablösung. Dabei bespricht sie mit dem abgelösten Kollegen, was am vorherigen Tag so passiert ist und worauf sie während ihrer Schicht achten sollte. Anschließend folgt die Lebendkontrolle der Häftlinge. „Dabei schauen wir einfach, ob alle noch am Leben sind und es ihnen gut geht“, erklärt Anna.

Nach dem Frühstück gehen die Häftlinge an die Arbeit – es herrscht Arbeitspflicht. Die Tätigkeiten variieren dabei enorm: Manche üben Laufbandarbeiten aus und verpacken den ganzen Tag Waren, andere arbeiten für die Anstalt, beispielsweise bei der Wäschevergabe. Einige Häftlinge melden sich auch morgens ab und gehen „draußen“ einer Tätigkeit nach, bevor sie abends in die JVA zurückkehren. Mit diesen verschiedenen Stufen der Bewegungsfreiheit bekommen die Häftlinge auch bestimmte Privilegien. So leben diejenigen, die mit der Anstalt zusammenarbeiten, in einer WG mit eigenen Zimmern auf einem separaten Flur. Die Privilegierung von Häftlingen hängt von vielen weiteren Faktoren ab: von der Straftat selbst, der Dauer der Inhaftierung und vor allem dem Verhalten des Häftlings in der Strafvollzugsanstalt.

Annas restlicher Tag besteht aus Kontrollen der Besucher, Hofaufsichten und Büroarbeiten. Weswegen welcher Häftling in der Anstalt ist, versucht sie möglichst auszublenden. Natürlich bleibt ihr trotzdem permanent bewusst, dass sie von verurteilten Verbrechern umgeben ist. „Die gerechte Behandlung der Häftlinge liegt mir besonders am Herzen. Man ist in diesem Beruf mit einer ordentlichen Portion Macht ausgestattet, die man keinesfalls ausnutzen darf. Nur, weil ich einen der Häftlinge nicht mag, darf er auf keinen Fall schlechter behandelt werden“, erklärt Anna.

Gerechtigkeitssinn und eine besondere Beobachtungsgabe sind in Annas Job zentrale Qualitäten. „Betrüger sind Schauspieler“, weiß Anna, „von denen darf man sich nicht um den Finger wickeln lassen.“ Auch Nähe und Distanz im richtigen Verhältnis wahren zu können, nennt Anna als wichtige persönliche Eigenschaft für den Beruf: „Man darf die Häftlinge nicht als Kumpels ansehen, muss sie aber mit Respekt behandeln.“ Die Uniform hilft Anna und ihren Kollegen dabei, diese Rolle jeden Tag einzunehmen und abends wieder abzulegen.

Annas Beruf wird von Außenstehenden bisweilen abwertend betrachtet – sie würde ja den ganzen Tag nur Gänge auf- und ablaufen und Türen auf- und zuschließen. Was viele dabei vergessen, ist die enorme psychische Belastung und die Verantwortung, die Anna jeden Tag trägt. Sich selbst betrachtet die bescheidene junge Frau aber nicht als Heldin oder als unverzichtbar: „Es ist die gesamte Berufsgruppe, die Kollegen, die mit mir sowohl für den Schutz der Allgemeinheit als auch für den Schutz der Häftlinge sorgen – das macht uns alle unverzichtbar und meine Kollegen zu meiner Lebensversicherung.“

Das vollbringt Ihr:

Als Justizvollzugsbeamtin/-beamter seid Ihr in Strafanstalten tätig. Es gibt verschiedene Formen von Anstalten, die unterschiedliche Besonderheiten mit sich bringen. Grundsätzlich seid Ihr aber für den reibungslosen Ablauf des Gefängnisalltags und die Sicherheit und Unversehrtheit der Häftlinge zuständig. Dazu gehören nicht nur tägliche Zellenkontrollen und Hofaufsichten, sondern auch die Betreuung und Aufsicht während der Besuchszeiten. Wichtig dabei ist, auf Veränderungen im Verhalten der Häftlinge zu achten, um beispielsweise psychologische Hilfe anfordern zu können.

Was Ihr mitbringen müsst:

Für die zweijährige Ausbildung müsst Ihr volljährig und nicht älter als 32 Jahre sein und einen Eignungstest über die körperliche und geistige Eignung bestehen. Mit einem Hauptschulabschluss müsst Ihr außerdem eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, um die Ausbildung beginnen zu können. Von Vorteil sind hier Berufe im handwerklichen Bereich oder in der Krankenpflege. Mit einem höheren Schulabschluss könnt ihr die Ausbildung auch ohne vorangegangene Berufsausbildung machen.

Während der zwei Jahre habt Ihr sowohl einen theoretischen als auch einen praktischen Ausbildungsteil. So habt Ihr zu Beginn drei Monate Zeit, um den Beruf theoretisch kennenzulernen, bevor Ihr etwa 15 Monate in einer Strafanstalt den Beruf auch praktisch und hautnah erleben könnt. Anschließend absolviert Ihr einen fünfmonatigen Abschlusslehrgang sowie die entsprechenden Prüfungen.

Was Euch während der Ausbildung erwartet, sind nicht Mathe und Geschichte, sondern Fächer wie Justizvollzugsrecht, Kriminologie, Waffenkunde und Psychologie. Das Wichtigste lernt Ihr aber in der praktischen Phase in den Anstalten selbst – die vollzugsdienstliche Praxis ist der Kern der Ausbildung.

Hier werdet Ihr ausgebildet:

Der theoretische Teil der Ausbildung findet an Justizvollzugsschulen statt, der praktische in den Strafanstalten selbst. Dabei wird darauf geachtet, dass Ihr verschiedene Formen des Strafvollzugs kennenlernt. Wenn es also beispielsweise in der Anstalt keine Jugendstrafe gibt, dann werdet Ihr für einige Monate an eine entsprechend andere Anstalt abgeordnet, um auch diesen Aspekt kennenzulernen.

Das verdient Ihr:

Das Gehalt (also Eure Besoldung) ist je nach Bundesland unterschiedlich. Grundsätzlich reicht die Spanne von etwa 2.000 bis etwa 3.200 Euro brutto monatlich. Grundsätzlich seid Ihr während der Ausbildung Beamte auf Widerruf, anschließend drei Jahre lang Beamte auf Probe. Wer nach dieser Zeit den Beruf weiterhin ausüben will, wird Beamter auf Lebenszeit.